ihre sechste Austauschtagung für Eltern von früh verstorbenen Kindern und begleitenden Fachpersonen durch.
Die Tagung bietet Raum unter Müttern, Vätern und Angehörigen, deren Kind während der Schwangerschaft oder bei der Geburt verstorben ist, für Austausch, Vernetzung, Fachinputs, und Selbstreflexion.
An der diesjährigen Austauschtagung gibt es sechs neue Workshops wie «Trauer im Kreislauf der Natur», «… kein (nächstes) Kind?» und einen Workshop für Väter «Emotionen – Was erzählen sie uns?».
Anmeldungen für die entsprechenden Kurse für Betroffene und begleitende Fachpersonen sind ab sofort möglich. Hier mehr erfahren und anmelden.
Menschen, welche sich beruflich oder ehrenamtlich mit dem frühen Verlust eines Kindes befassen und mit verwaisten Eltern arbeiten, sind manchmal selbst Betroffene und haben einen eigenen Verlust in ihrer Geschichte. Oft führt genau diese Erfahrung zur Motivation, sich auch selbst ehrenamtlich oder beruflich für andere Eltern zu engagieren. Als Betroffene sind wir den Eltern durch die gemeinsame oder ähnliche Erfahrung verbunden und zugleich auch Unterstützende, welche den Trauerprozess anderer betroffener Eltern hilfreich gestalten und dafür Verantwortung tragen. Dies erfordert einen sehr sorgsamen Umgang mit uns und den Eltern, die wir begleiten. [weiterlesen …]
Zielgruppe
Selbstbetroffene Mütter und Väter, die sich wünschen, andere betroffene Familien im Trauerprozess zu unterstützen.
Betroffene, die in Selbsthilfeorganisationen oder privat andere verwaiste Eltern begleiten.
Auch vom Verlust eines Kindes persönlich betroffene Fachpersonen aus den Bereichen Geburtshilfe, Gynäkologie, Neonatologie, Pädiatrie, Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie, Kinderspitex, Mütter- und Väterberatung, Familienplanung, Seelsorge, Trauerbegleitung, Bestattung, Therapie, Beratung können von dieser Weiterbildung profitieren und sich stärken.
Kursleitung Lic. phil. Swantje Brüschweiler-Burger, eidg. anerkannte Psychotherapeutin, Transaktionsanalytikerin für Psychotherapie CTA- P, zertifizierte Hypnotherapeutin SIMH, betroffene Mutter
Kurskosten Für Mitglieder: CHF 280.-
Für Nicht-Mitglieder: CHF 350.-
für selbstbetroffene Mütter/Väter:
«Wie kann ich andere betroffene Eltern hilfreich begleiten, wenn deren Kind früh stirbt?»
31. Oktober 2023, 09.30 – 17.00 Uhr im Volkshaus Zürich Stauffacherstrasse 60 8004 Zürich (Schweiz)
Menschen, welche sich beruflich oder ehrenamtlich mit dem frühen Verlust eines Kindes befassen und mit verwaisten Eltern arbeiten, sind manchmal selbst Betroffene und haben einen eigenen Verlust in ihrer Geschichte. Oft führt genau diese Erfahrung zur Motivation, sich auch selbst ehrenamtlich oder beruflich für andere Eltern zu engagieren. Als Betroffene sind wir den Eltern durch die gemeinsame oder ähnliche Erfahrung verbunden und zugleich auch Unterstützende, welche den Trauerprozess anderer betroffener Eltern hilfreich gestalten und dafür Verantwortung tragen. Dies erfordert einen sehr sorgsamen Umgang mit uns und den Eltern, die wir begleiten. [weiterlesen …]
Zielgruppe
Selbstbetroffene Mütter und Väter, die sich wünschen, andere betroffene Familien im Trauerprozess zu unterstützen.
Betroffene, die in Selbsthilfeorganisationen oder privat andere verwaiste Eltern begleiten.
Auch vom Verlust eines Kindes persönlich betroffene Fachpersonen aus den Bereichen Geburtshilfe, Gynäkologie, Neonatologie, Pädiatrie, Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie, Kinderspitex, Mütter- und Väterberatung, Familienplanung, Seelsorge, Trauerbegleitung, Bestattung, Therapie, Beratung können von dieser Weiterbildung profitieren und sich stärken.
Kursleitung Lic. phil. Swantje Brüschweiler-Burger, eidg. anerkannte Psychotherapeutin, Transaktionsanalytikerin für Psychotherapie CTA- P, zertifizierte Hypnotherapeutin SIMH, betroffene Mutter
Kurskosten Für Mitglieder: CHF 280.-
Für Nicht-Mitglieder: CHF 350.-
ihre fünfte Austauschtagung für Eltern von früh verstorbenen Kindern und begleitenden Fachpersonen durch.
Unter dem Motto «Mit dir im Herzen weiterleben» bietet der Anlass Raum für Austausch und Vernetzung unter Müttern, Vätern und Angehörigen, deren Kind während der Schwangerschaft oder bei der Geburt verstorben ist. Inputs von Fachpersonen runden den Anlass von kindsverlust.ch ab.
Geprägt wird die diesjährige Austauschtagung von 6 vielseitigen Workshops. Es gibt Raum für Begegnung, freie Gespräche und Vernetzungen, die den eigenen Erfahrungshorizont bereichern und neue Perspektiven eröffnen – sowohl für Betroffene wie für Fachpersonen. Die Austauschtagung richtet sich besonders an Betroffene und vermittelt zahlreiche Bewältigungsstrategien nach frühem Kindsverlust. Themen der Workshops sind Familien- und Geschwistertrauer, frühe Fehlgeburt, … ein weiteres Kind, Einfluss auf die Paarbeziehung, Rituale für den Alltag und mehr.
Bis zum 10. September können sich Betroffene und begleitende Fachpersonen über das Anmeldeformular zum Event registrieren.
Eine Kerze für den kleinen Federico – weltweite Lichterwelle für verstorbene Kinder
Am 8. Dezember 2019 zünden auf der ganzen Welt Menschen Kerzen in Gedenken an ihre verstorbenen Kinder an. Auch in der Schweiz werden um 19h00 in vielen Fenstern Kerzen und Lichter brennen und so der Liebe um die verstorbenen Kinder, der Trauer und auch der Hoffnung Ausdruck verleihen.
Auch Carmela D. wird an diesem Tag ganz besonders an ihren verstorbenen Sohn Federico denken. Federico wäre im Januar vier Jahre alt geworden. Doch unerwartet kam alles anders, wie Carmela D. erzählt: «Ich war kurz vor dem Geburtstermin, wir waren voller Vorfreude und es ging uns gut». Als sie zur Entbindung ins Spital kommt, geht plötzlich alles schnell: Die Nabelschnur liegt mehrmals um den Hals und Federico wird per Notfallkaiserschnitt auf die Welt geholt. «Als ich ahnungslos aus der Vollnarkose erwachte, musste mein Mann mir sagen, dass unser Sohn tot ist.» Noch heute zittert Carmela D., wenn sie an diesen schrecklichen Moment denkt. «Es war unglaublich schwer, diesen Schock und die Trauer, die folgte, zu überleben».
«Zum Glück wurden wir im Spital sorgsam betreut.» Und doch: viele Fragen bleiben. Die Trauer um ihr Kind, das sie nie richtig kennen lernen durfte, bricht immer wieder hervor. «Dieses Jahr habe ich nun eine Gesprächsgruppe mit anderen betroffenen Eltern besucht. Das war mir eine grosse Stütze. Der Austausch unter Müttern und Vätern, die das gleiche erlebt hatten, hat so gutgetan. Wir verstanden einander, obschon wir uns kaum kannten und obwohl das Geschehene ganz unterschiedlich lange her war. Die Fachperson, welche unsere Gruppe begleitete, hat sehr viel Erfahrung in der Begleitung von trauernden Eltern. Sie konnte uns immer wieder auffangen und uns Halt geben. Das war unglaublich wertvoll und hat mir geholfen, ein versöhnliches Weiterleben zu finden. Federico ist immer in meinem Herz und in unserer Familie dabei und begleitet uns.»
Am 8. Dezember wird Carmela D. zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei lebenden Kindern eine Kerze in Gedenken an ihren verstorbenen Sohn Federico in ihr Fenster stellen und so Teil der weltweiten Lichterwelle für verstorbene Kinder sein.
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Die Begleiteten Gesprächsgruppen «Weiterleben nach dem Verlust eines Kindes» für Mütter und Väter, deren Kind während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder in der ersten Lebenszeit gestorben ist, werden von kindsverlust.ch in Bern, Zürich, Basel, St. Gallen, Winterthur, Luzern und im Oberwallis angeboten.
Kostenloser Beratungsdienst für betroffene Eltern:
Jeden Dienstag und Donnerstag von 8h30 – 11h30 berät die Fachstelle kindsverlust.ch vom Verlust eines Kindes betroffene Eltern und begleitende Fachpersonen telefonisch unter
031 333 33 60
oder per Mail an fachstelle@kindsverlust.ch www.kindsverlust.ch/beratung
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Die Fachstelle kindsverlust.ch setzt sich ein für die nachhaltige Unterstützung beim Tod eines Kindes während der Schwangerschaft, rund um die Geburt und in der ersten Lebenszeit. Dazu bilden wir die Fachpersonen der involvierten Berufsgruppen weiter und vernetzen diese, beraten und unterstützen betroffene Familien und sensibilisieren die Öffentlichkeit. Wir verstehen uns als Schweizerisches Kompetenz- und Ausbildungszentrum beim frühen Kindsverlust. kindsverlust.ch ist eine unabhängige, spenden-finanzierte Non-Profit-Organisation.
>>> 26. Oktober 2019 in Erlangen <<< Lesung aus »Lilium Rubellum« und »Weitertragen« Zeit: 15:00 Uhr
»Licht und Schatten. Gesundheitstag rund um Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr«
Von der Diagnose zur Entscheidung: Wege nach Pränataler Diagnose. Vortrag zu „Weitertragen“ und Lesung aus „Lilium Rubellum“, mit Carolin Erhardt-Seidl und Kathrin Fezer Schadt.
>>> 30. November 2019 in Bonn <<< Lesung aus »Lilium Rubellum« und »Weitertragen« Zeit: 15:00 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung „LebensKunstLeben“. In diesem Jahr wird der Bundesverband von donum vitae 20 Jahre alt. Dies nehmen sie zum Anlass „LebensKunstLeben“ nach Bonn zu holen und bieten begleitend verschiedene Veranstaltungen zu den Kernthemen ihrer Arbeit an, darunter auch zur Pränataldiagnostik. Thema der Ausstellung sind Frauen in ganz unterschiedlichen Konfliktsituationen im Kontext einer Schwangerschaft. Die Heidelberger Künstlerin Gülay Keskin hat diese Portraits als Fotoinstallationen geschaffen. Hier lang gehts zur Website der Ausstellung: lebenskunstleben.de
Vom 23.11.2019 bis zum 6.12.2019 soll die Ausstellung in den Räumen der profanierten Kirche „Kreuzung an St. Helena“ gezeigt werden. Hier lang gehts zur Website des Kulturvereins, der diese Räume verwaltet: kreuzung-helena.de
Adresse Kirche Kreuzung an Sankt Helena – Ein Dialograum für christlichen Kult und zeitgenössische Kultur e.V.| Bornheimer Str. 130 | 53119 Bonn
>>> 28. und 29. August <<< Lesung aus »Lilium Rubellum« und »Weitertragen« und
Filmpremiere Schulprojekt PND in Berlin
Liebe Freunde, Freundinnen und Interessierte, liebe Betroffene und liebes Fachpersonal,
gerne möchten wir auf zwei Veranstaltungen mit uns zum Thema Pränataldiagnostik, Inklusion, palliative Geburt und Aufklärung im August in Berlin hinweisen.
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>>> Am 28. August 2019 präsentiert der Salon für inklusiven Dialog Lesung und Autorinnengepräch mit Kathrin Fezer Schadt und Carolin Erhardt Seidl. Die Autorinnen lesen aus dem Roman Lilium Rubellum so wie ihrem neuen Sachbuch „Weitertragen. Wege nach pränataler Diagnose“ und freuen sich am Anschluss über eine rege Diskussion mit allen Gästen. Danach stehen sie für weitere Fragen und Austausch bei einem Gläschen an der Bar zur Verfügung.
Der „Salon für inklusiven Dialog“ findet jeweils von 19:30 – 21 Uhr statt in der Hobelbar in Neukölln (Emser Str. 124/ Ecke Ilsestr., 12051 Berlin) 5 Minuten Fußweg von S-/U-Bhf Hermannstr. Der Ort ist barrierearm, eine Rampe ist vorhanden.
>>> Am 29. August 2019 dann der Abschlussabend zu unserem deutschlandweiten Pilot-/Schulprojekt „Aufklärung Pränataldiagnostik“ im Regenbogen Kino (in Berlin-Kreuzberg), an dem wir u. a. den KurzDokuFilm dazu von Dörte Grimm zeigen werden:
Zum anschließenden Podiumsgespräch wurden die Filmemacherin sowie Dr. Lars Garten (Charité), Carolin Erhardt-Seidl (Netzwerk Wege nach pränataler Diagnose) und die Initiatoren des Projekts eingeladen. Moderation Kathrin Fezer Schadt.
Das Schulprojekt wurde von GESUNDHEIT AKTIV, der Autorin Kathrin Fezer Schadt, dem Projekt Dr. Ulla Franken der Stiftung Bewusstseinswissenschaften, Regenbogen e.V. und Carolin Erhardt-Seidl (Netzwerk Wege nach pränataler Diagnose) initiiert bzw. unterstützt, um Lernreisen für Schüler*innen zum Thema Pränataldiagnostik auch in Zukunft an Schulen zu inspirieren.
***
Wir freuen uns, wenn Sie Zeit und Interesse haben dabei zu sein. Leiten Sie die Info auch gerne weiter. Über Rückmeldung zur Teilnahme freuen wir uns ebenso.
Herzlich
Kathrin Fezer Schadt und Carolin Erhardt-Seidl
Weitertragen – das Buch | Wege nach pränataler Diagnose
Unterstützung zur Entscheidungsfindung und Begleitbuch für die weitere Schwangerschaft: weitertragen.info
Heute Abend und am Freitag lesen und sprechen wir in München und in Kassel:
Lesung und Podiumsgespräch für Berater*innen, Hebammen, Ärzt*innen, Eltern und alle Interessierten
Lesung mit Kathrin Fezer Schadt und Carolin Erhardt-Seidl
Autorinnen des Buches Weitertragen – Wege nach pränataler Diagnose
anschließend Podiumsgespräch mit den beiden Autorinnen sowie Prof. Dr. med. Monika Führer, Leiterin des Kinderpalliativzentrums der LMU München und Kirsten Hellwig, psychosoziale Beraterin im Kontext von Pränataldiagnostik
Moderation: Astrid Draxler
20. März, 18:00 Uhr Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein e.V. Häberlstrasse 17, München
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Berufsbegleitender Fachkurs Anthroposophische Frauenheilkunde 2018 bis 2020
Lesung aus »Lilium Rubellum«, berührender Familienroman zu Pränataldiagnostik, Diagnose krankes Kind und Eltern in Entscheidungsnot – Kathrin Fezer Schadt.
Lesung und Vorstellung aus „Weitertragen“ – Carolin Erhardt-Seidl. Mit anschließender Diskussion.
23. März, 19:00 Uhr Anthroposophisches Zentrum Wilhelmshöher Allee 261, Kassel
Wir freuen uns und sind einmal mehr sehr dankbar für die Möglichkeit, vor Fachpersonen über das Thema zu sprechen, zu erzählen, zu diskutieren, um so weiter die Brücken zu bauen und das Verständnis zu stärken zwischen Fachwelt und den betroffenen Familien.
Die folgende Geschichte von Jana D., die sie für ihren Sohn Lars geschrieben hat, ist nur eine von fünfzig ausgewählten Texten der am 20. Juli 2018 erschienenen Anthologie DU FEHLST. Eine wunderschön illustrierte Sammlung von Geschichten über Verluste, Sterben, Trauer und Tod.
Wir hoffen, dass viele Menschen dieses Buch lesen, teilen, verschenken und sich bewusster und intensiver mit unser aller Vergänglichkeit auseinandersetzen.
Ohne dich
Als du auf einmal nicht mehr da warst, blieb die Welt nicht stehen. Auch mein Atem floss weiter und sogar mein Herzschlag setzte nicht aus. Heute jedoch bekomme ich kaum Luft, wenn das Leben besonders scharfkantig auftritt. Auch das Holpern kam erst später.
Als du auf einmal nicht mehr da warst, sah meine Welt noch fast gleich aus wie vorher. Aber nichts passte mehr.
Seit du nicht mehr da bist, ist da, wo du warst, nur noch dieses Loch. Auch nach all den Jahren ist deine Absenz zuweilen schier unerträglich.
Du fehlst mir.
Deine Stimme, wenn du „Mama!“ sagtest. Wie du es sagtest. Wie ein Lied. Ach, und deine Stimme, wenn du beim Spielen mit deinen Kuscheltieren vor dich hin gesungen hast.
Und wie du mir vorgesungen hast, dass du mich lieb hast. Nur wenige Wochen, bevor du für immer gegangen bist.
→ Weiterlesen im Buch DU FEHLST …
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60% des Erlöses gehen an Hospize und helfen so Menschen dabei, Leben, Abschied und Sterben so würdig wie möglich zu gestalten
Einen Blick ins Buch gibt es auf der Verlagsseite > q5-verlag.de. Diese Anthologie ist in allen Buchhandlungen erhältichlich und kann auch über das Team Girasol bezogen werden.
ISBN: 978-3-9819857-0-2
Hardcover. € 19.99/ca. 24 Fr.
Erschienen bei q5-verlag, Juli 2018
Termin: 30. Mai – 03. Juni 2018 (Fronleichnam) Anreise: Ab 17:00 – Beginn mit dem Abendessen um 18:00 Abreise: Voraussichtlich 13:00 Ort: Schloss Bettenburg Kosten: 380 – 480 Euro nach Selbsteinschätzung zzgl. Über-
nachtung und Verpflegung
Begleitbuch für Eltern, Angehörige und Fachpersonal
Unterstützung zur Entscheidungsfindung
und Begleitbuch für die weitere Schwangerschaft
Im März 2018 stellen die Autorinnen Carolin Erhardt-Seidl und Kathrin Fezer Schadt ihr neues Buch erstmals der Öffentlichkeit vor.
Gleichzeitig finden Veranstaltungen zum deutschlandweiten Schulprojekt „Aufklärung PND“ (Gesundheit aktiv e.V., Kathrin Fezer Schadt, Bewusstseinswissenschaften: Projekt Dr. Ulla Franken) statt.
Die Details zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie hier ⇒ http://blog.weitertragen-buch.de/
Presse- und Veranstaltungsanfragen unter presse[ät]weitertragen-buch.de
Das Buch kann über den Verlag oder die Autorinnen bestellt werden.
Mehr Infos gibt es hier: http://weitertragen.info/
Du fehlst | Geschichten von Leben und Tod. Anthologie Herausgegeben von Ayşe Bosse und Petra Schaberger
Texte, die ermutigen, sich bewusster und intensiver mit unser aller Vergänglichkeit auseinandersetzen. 60% des Erlöses gehen an Hospize.
Einen Blick ins Buch gibt es auf der Verlagsseite > q5-verlag.de.
ISBN: 978-3-9819857-0-2
Hardcover. € 19.99/ca. 24 Fr.
Erschienen bei q5-verlag, Juli 2018
Das Zwischenweltenraum-Team lädt ein zum Trauerretreat
Termin: 30. Mai – 03. Juni 2018 (Fronleichnam) Anreise: Ab 17:00 – Beginn mit dem Abendessen um 18:00 Abreise: Voraussichtlich 13:00 Ort: Schloss Bettenburg Leitung: Carmen Liem & Silke Szymura Kosten: 380 – 480 Euro nach Selbsteinschätzung zzgl. Über-
nachtung und Verpflegung
Begleitbuch für Eltern, Angehörige und Fachpersonal
Unterstützung zur Entscheidungsfindung
und Begleitbuch für die weitere Schwangerschaft
Im März 2018 stellen die Autorinnen Carolin Erhardt-Seidl und Kathrin Fezer Schadt ihr neues Buch erstmals der Öffentlichkeit vor.
Gleichzeitig finden Veranstaltungen zum deutschlandweiten Schulprojekt „Aufklärung PND“ (Gesundheit aktiv e.V., Kathrin Fezer Schadt, Bewusstseinswissenschaften: Projekt Dr. Ulla Franken) statt.
Die Details zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie hier ⇒ http://blog.weitertragen-buch.de/
Presse- und Veranstaltungsanfragen unter presse[ät]weitertragen-buch.de
Das Buch kann über den Verlag oder die Autorinnen bestellt werden.
Mehr Infos gibt es hier: http://weitertragen.info/
Schreibwettbewerb
Weil Du mir so fehlst | Geschichten von Leben und Tod
Da ist das Loch. Mitten in uns. Der geliebte Mensch verschwunden, und wie aus einem Vulkan schleudern aus unserem schwarzen inneren Krater heiße Gefühle hinauf. Manchmal so eruptiv, dass man sich festhalten möchte und dass die Tränen verdampfen. Andere werfen mit Kraft in den Abgrund ihr „Warum“, hoffend auf Echo. Aber nichts fällt, es bleibt wolkenleicht vor der Stirn, verhängt die Gedanken und denkt gar nicht daran hinabzustürzen. Einige von uns werden deshalb wütend, andere können nur noch: einatmen – ausatmen. Nichts weiter.
Es gibt soviele Schattierungen der Trauer, erzählt uns davon. Erzähle wie Du es erlebt hast und auch was Dir half. Vielleicht ist Deine Geschichte für andere Trost.
Start ist am Totensonntag den 26. November 2017 bis Frühlingsanfang 20. März 2018
Inklusives Leben lernen Schulprojekt zur Aufklärung über Pränataldiagnostik gestartet
PRESSEMITTEILUNG | Berlin, 07. September 2017 – Schwangerschaftsvorsorge stellt Frauen und ihre Familien oft vor große Herausforderungen: Wenn der Verdacht auf einen möglicherweise krankhaften Befund beim Fötus geäußert wird, stehen viele Betroffene alleine da und fühlen sich zu Unrecht zu Maßnahmen gedrängt, von denen sie vorher nie gehört hatten. Experten und Betroffene fordern bereits im Vorfeld mehr Aufklärung über die Vorteile und Risiken der Pränataldiagnostik. Denn je ausführlicher und frühzeitiger darüber aufgeklärt wird, welche Entscheidungen auf Schwangere und ihre Partner zukommen, umso besser vorbereitet können diese darüber entscheiden, was und wie viel sie über ihr ungeborenes Kind wissen möchten. Nun startet das Schulprojekt „Aufklärung Pränataldiagnostik“, in dem Schülerinnen und Schülern nicht nur Wissen zu diesem Thema vermittelt wird, sondern in dem sie auch eigene Erfahrungen in der Begegnung mit ExpertInnen, Schwangeren, betroffenen Eltern sammeln werden.
Mit Beginn des neuen Schuljahres werden sich die Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen der Johannes-Schule-Berlin (Freie Waldorfschule in Schöneberg), der Annemarie-Lindner-Schule in Nagold und dem Marien-Gymnasium in Kaufbeuren mit dem Thema der vorgeburtlichen Untersuchungen auseinandersetzen. Dabei steht die eigenständige Recherche im Lebensumfeld im Mittelpunkt. In Gesprächen und Interviews mit Betroffenen, ÄrztInnen und ExpertInnen, werden sie über mehrere Wochen hinweg in diesem Bereich persönliche Erfahrungen sammeln und filmisch dokumentieren. Im Frühjahr 2018 sollen die Ergebnisse sowie der Film von den Schülern bei einer öffentlichen Veranstaltung in Berlin präsentiert werden.
Wie können junge Menschen lernen, kompetente Entscheidungen zu treffen, bevor sie eine Familie gründen? Das war die Ausgangsfrage für das Projekt, das von GESUNDHEIT AKTIV e. V. zusammen mit der Autorin Kathrin Fezer Schadt und dem „Projekt Dr. Ulla Franken“ der Stiftung Bewusstseinswissenschaften ins Leben gerufen wurde.
„Während der langjährigen Betreuung von Eltern innerhalb und nach Problemschwangerschaften, hat sich mir gezeigt, dass die Vor- und Nachteile der Pränataldiagnostik nicht kritisch genug hinterfragt werden. Nach einem auffälligen Befund findet heute in den meisten Fällen ein Schwangerschaftsabbruch statt. Auch deshalb, weil oft nicht die Alternativen aufgezeigt werden, wie zum Beispiel eine palliative Geburt oder Wege, wie sich ein Leben mit einem behinderten Kind gestalten lässt“, sagte Kathrin Fezer Schadt im Rahmen der Lesung am 06. September, die als offizieller Auftakt des Schulprojekts bei GESUNDHEIT AKTIV e. V. in Berlin stattfand. „Genau das war auch meine Intention, um an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich wollte zeigen, dass das Leben mit einem behinderten Kind nicht bedeutet, dass das eigene Leben vorbei ist – und, dass nicht die Behinderungen das Leben erschweren, sondern die Art, wie unsere Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung umgeht. Alle reden von Inklusion, aber bis wir sie wirklich leben, ist es noch ein weiter Weg“, ergänzt die Autorin Mareice Kaiser. Auch sie wurde von GESUNDHEIT AKTIV e. V. zu dem Abend eingeladen, um aus ihrem Buch „Alles Inklusive“ vorzulesen.
Im Anschluss sprachen die Autorinnen gemeinsam mit den zahlreichen Gästen und Schülerinnen und Schülern aus Berlin unter anderem auch darüber, wie ein Leben mit Behinderung bewertet wird und wie eine würdevolle und professionelle Begleitung betroffener Eltern aussehen kann. Mit dabei war auch die Berliner Filmemacherin Dörte Grimm, die die Projektphase an den Schulen filmisch begleiten wird. Der Film wird von der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft e. V.“ gefördert.
„Wir hoffen“, so die Initiatoren, „dass wir einen Impuls setzen können, der auch andere Schulen motiviert, den Biologie- und den Ethikunterricht praktisch zu nutzen. So könnten Frauen und Familien darin gestärkt werden, ihren eigenen Weg zu gehen – auf der Basis einer guten Aufklärung und von frühen persönlichen Erfahrungen.“
GESUNDHEIT AKTIV e. V. vertritt unabhängig und gemeinnützig die Interessen von BürgerInnen und PatientInnen in gesundheitsrelevanten Fragen. Die bundesweiten Aktivitäten des Bürger- und Patientenverbands zielen darauf ab, ein solidarisches Gesundheitswesen und eine ganzheitliche Medizin zu fördern. 1952 gegründet, zählt GESUNDHEIT AKTIV heute rund 8.000 Privatpersonen und etwa 100 Organisationen zu seinen Mitgliedern.
Kontakt Dr. Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand GESUNDHEIT AKTIV e. V. – Anthroposophische Heilkunst
Gneisenaustr. 42
10961 Berlin
Telefon 030 / 695 68 72-0 presse@gesundheit-aktiv.de www.gesundheit-aktiv.de
Erfahrungen mit behinderten Kindern und Sternenkindern MI 6. SEP 2017 | 19.30 UHR
„96 Prozent aller Kinder kommen gesund zur Welt. Meine Tochter gehört zu den anderen vier Prozent.“
Alles Inklusive ist ein Buch, das mitnimmt – in einen außergewöhnlichen Familienalltag. Elternwerden hatte sich Mareice Kaiser anders vorgestellt: Ihre erste Tochter kommt durch einen seltenen Chromosomenfehler mehrfach behindert zur Welt. Das Wochenbett verbringen sie im Krankenhaus, statt zur Krabbelgruppe gehen sie zum Kinderarzt. Mareice Kaiser erzählt von der Unplanbarkeit des Lebens, vom Alltag zwischen Krankenhaus und Kita, von ungewollten Rechtfertigungen, dummen Sprüchen, stereotypen Rollenverteilungen, bürokratischem Irrsinn und schwierigen Gewissensfragen.
Ihr Blog: kaiserinnenreich.de
Kathrin Fezer Schadt liest aus ihrem Roman Lilium Rubellum, in dem sie auf eindrücklich poetische Weise die Geschichte einer zunächst ungewollten Schwangerschaft und des Umgangs mit der Diagnose einer kindlichen Behinderung erzählt. Denn mehr und mehr versetzen die moderne Medizin und die diversen Früherkennungsverfahren den Menschen in Situationen, in denen er Entscheidungen trefen muss, deren Konsequenz er kaum in der Lage ist zu überblicken.
Zu ihren Texten: Bitte → hier klicken
Lesung und Gespräch mit den Autorinnen Kathrin Fezer Schadt & Mareice Kaiser
MI 6. SEP 2017 | 19.30 UHR
ORT: GESUNDHEIT AKTIV e. V. | Gneisenaustr. 42, 10961 Berlin
EINTRITT: frei.
Über Spenden freuen wir uns!
Der Anlass ist eine Kooperationsveranstaltung von Friedhof Forum, Paulus Akademie und kindsverlust.ch. Er richtet sich Eltern, deren Kind in der Schwangerschaft oder rund um die Geburt verstorben ist, aber auch an Angehörige, Mitbetroffene und Fachleute. Zum Flyer (PDF): Bitte → hier klicken
Autorenlesung mit anschließendem Podiumsgespräch
zu Pränataldiagnostik und Palliativversorgung in der Neonatologie
mit Kathrin Fezer Schadt
Wann: Donnerstag, 8. Dezember, 19.30 Uhr
Wo: GESUNDHEIT AKTIV e.V. | Gneisenaustr. 42, D-10961 Berlin
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Mehr und mehr versetzen die moderne Medizin und die diversen Früherkennungsverfahren den Menschen in Situationen, in denen er
Entscheidungen treffen muss, deren Konsequenzen er kaum in der Lage ist zu
überblicken. Ausgehend von Kathrin Fezer Schadts Roman Lilium Rubellum, in dem
die Autorin auf eindrücklich-poetische Weise die Geschichte einer zunächst ungewollten Schwangerschaft und des Umgangs mit der Diagnose einer kindlichen Behinderung erzählt, werden Experten in einem anschließenden Gespräch den Fragen nachgehen, wieviel Wissen notwendig ist, wie wir mit Informationen umgehen lernen und welche Begleitung hier notwendig wäre.
Podiumsgespräch mit der AutorinKathrin Fezer Schadt sowie Kirsten Achtelik, freie Journalistin und Autorin Dr. med. Lars Garten, Ärztlicher Leiter des Palliativteams Neonatologie der Charité Angelika Maaser, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Naturheilverfahren
Moderation: Stefan Schmidt-Troschke
Gibt es ein Leben nach dem Leben? Kann man je über den Tod eines geliebten Menschen hinwegkommen? Wenn ja, wie?
Barbara Walti, Autorin von trosthandbuch, erzählt in ihrem Buch von den Antworten, die sie aufgrund ihrer persönlichen Suche gefunden hat. Sie schreibt von ihrer Zeit nach dem Tod ihres Sohnes und von den Wegen die sie gegangen ist, um diesen Verlust zu verarbeiten.
2014 starb Barbara Waltis 15jähriger Sohn an einer Waldparty an den Folgen von Drogenkonsum und unterlassener Hilfeleistung. www.barbarawalti.ch
TAGESWORKSHOPS mit Barbara Walti
Autorin des TROSTHANDBUCHes
nach Absprache
Sternennest – eine Bestattungsmöglichkeit für stillgeborene Kinder
Eltern können heute auch stillgeborene Kinder bestatten lassen. Nur wie?
Durch Recherchen über Rituale und Bestattungsmöglichkeiten stillgeborener Kinder und aus Gesprächen mit anderen Betroffenen entwickelten wir die „Sternennester“, die wir Ihnen hier vorstellen. Damit können die Eltern ihr Kind weich umhüllt und beschützt in einen Sarg legen. Unsere Nestchen sind aus reiner Merinowolle gefertigt, ein sehr weiches Material. Sie werden von einer Berliner Designerin in Handarbeit gefilzt und mit liebevollen kleinen Details versehen.
Sie bieten die Möglichkeit, ein Kind in Würde gehen zu lassen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie groß die Trauer und Überforderung sein kann, wenn man ein so kleines, zartes Wesen auf die Welt bringt und es weggeben muss. Und wie stark der Wunsch ist, es in ein Nest zu betten. So entstand das erste „Sternennest“. Sehen Sie selbst: hier klicken zur Sternennest-Seite
Grosseltern, die ein Enkelkind verloren haben, vernetzen sich
Im September 2010 haben wir nach 4 Jahren Kampf gegen seinen Krebs
unseren kleinen Enkel Till Noah verloren.
Wir als Grosseltern haben in dieser Zeit alles gegeben, um die Familie meiner Tochter zu unterstützen und Tills Leben noch so bunt und fröhlich wie möglich zu belassen.
So gerne hätte ich in dieser Zeit mehr Möglichkeiten zum Kontakt mit andern betroffenen Grosseltern gehabt.(…) Deshalb habe ich entschieden, ein Angebot zu schaffen, dass Grosseltern sich vernetzen können. Und ich möchte diese Information in alle deutschsprachigen Länder schicken. Die Tragik eines solchen Schicksal ist ja grenzüberschreitend. www.sternenkinder-grosseltern.ch
Trost für Menschen, die einen Menschen verloren haben
(international)
Die Seite Trauernetz.com spricht, analog zu dieser Seite, Menschen mit Trauererfahrungen an. Sie richtet sich allerdings nicht explizit an trauernde Eltern. www.trauernetz.com
Basis-Seminare Trauer & Emotionskultur
für betroffene Menschen (und für Fachpersonen)
Jeweils von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag in Trogen bei St.Gallen.
Infos unter: traurig.ch Fachstelle und Schule für Trauer und Emotionskultur,
Alfred Strebel Weg 4, 8047 Zürich
Tel. 043 819 37 32 info@traurig.ch & www.traurig.ch
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Kinder- und Familienseminar
„Die Reise durch das Land der Gefühle“
im Schloss Glarisegg in Steckborn am Bodensee, zwei Wochen vor Weihnachten von Freitagabend bis Sonntagmittag.
Für Familien, die vom Tod oder von Krankheit/Behinderung eines Familienmitgliedes betroffen sind und mit Trauer, Wut und anderen Lebenswichtigen Gefühlen leben wollen. Infos unter: traurig.ch Fachstelle und Schule für Trauer und Emotionskultur,
Alfred Strebel Weg 4, 8047 Zürich
Tel. 043 819 37 32 info@traurig.ch & www.traurig.ch
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„Marco entdeckt seine Gefühle“
Speziell für Kinder und Familien haben wir dieses Bilder- und Arbeitsbuch geschaffen
Zu beziehen bei traurig.ch Fachstelle und Schule für Trauer und Emotionskultur, Postfach, 8047 Zürich www.traurig.ch
Ein interessanter Artikel zur Arbeit von Dr. Jorgos Canacakis – dem bekannten Trauerforscher, Buchautor und Seminarleiter in Sachen Trauerarbeit – ist im „Zeitpunkt“ Nr. 88 (ab Seite 52) zu finden.
(zum Artikel…)
Für Kontakt und Folgen übernehmen wir ausdrücklich keine Haftung!
Team Girasol
Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, möglichst bald wieder normal zu sein – unsichtbar und unauffällig – und der Erkenntnis, genau dies nie mehr sein zu können (falls ich es denn je gewesen sein sollte), reihte ich Tag an Tag. Im Grunde gab es nur diese drei: Weitergehen, Stehenbleiben oder Sterben. Weitergehen, wenn das Herz gebrochen ist, wenn das Leben, wie ich es gekannt hatte, nur noch aus ein paar Scherben besteht? Wie sollte das gehen? Stehenbleiben? Wo bitteschön? Denn da wo ich stand – mitten in einer Wüstenlandschaft – mochte ich nicht bleiben. Weder stehen noch sitzen noch leben fühlte sich machbar und nach Leben an. Also doch sterben?
Sag mir, wofür es sich zu leben lohnt?, fragte ich alle meine Freundinnen und Freunde. Ein ums andere Mal wollte ich Antworten und doch hielt keine Antwort meiner Prüfung stand. Wie ich überlebt habe, weiß ich heute nicht mehr wirklich.
Meine Freundin C. erzählte mir eines Tages, dass im Team ihrer Freundin P., die in einer psychiatrischen Einrichtung zur Reintegration psychisch Kranker arbeitete, eine befristete Stelle frei sei. Ob das nicht etwas für mich wäre. Inzwischen war es September geworden. Ich war wieder gesund, zumindest auf dem Papier, musste also langsam aber sicher eine Arbeitsstelle finden. Ich bewarb mich um diese befristete Stelle und wurde auch wirklich zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Ich bekam die Stelle. Vorerst für ein paar Wochen. Allenfalls langfristig, da eh immer gute Leute gesucht würden.
Am Anfang fuhr ich frühmorgens mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit, doch das war eine Qual für mich. Zuerst musste ich mit dem Bus in die Stadt fahren, wo ich auf das Postauto umstieg. Viele Leute. Lärm. Unruhe. Morgendliche Hektik. So war ich bereits sehr aufgekratzt, wenn ich in meiner Arbeitsgruppe ankam. Ich leitete die Töpferei-Gruppe und war verantwortlich für die diversen Aufträge, den Brennvorgang im große Brennofen und vor allem für eine Gruppe von vier bis sechs Personen, die alle eine Weile in der Psychiatrie gewesen waren. Alle waren sie nun wieder für gesund genug erklärt worden, um wieder Fuß in der richtigen Welt fassen zu sollen. Was immer diese richtige Welt auch war.
In Wirklichkeit waren wir ein ziemlich schräger Haufen und eigentlich hätte ich selbst ja gar nicht auf die Betreuerin-Seite gehört. Mit allergrößter Willensanstrengung brachte ich einen Tag nach dem anderen hinter mich. Drei Tage die Woche, wenn ich mich richtig erinnere. Schon in der zweiten oder dritten Woche fuhr ich mit dem Auto zur Arbeit, was mich – trotz der morgendlichen Staus – doch viel weniger aufwühlte. Ich langte ein bisschen weniger ausgelaugt dort an. Doch am späten Nachmittag, wenn ich wieder ins Auto stieg, war ich jedes Mal einfach nur kaputt. Und dennoch stolz darauf, wieder einen weiteren Tag geschafft zu haben, ohne in Tränen ausgebrochen zu sein. Ein wenig fühlte ich mich wie eine Verräterin, denn es war mir als würde ich vor dem Trauerprozess davonlaufen. Im Umgang mit meinen Klientinnen und Klienten, mit denen ich am runden Tisch saß und mit denen ich mein kleines Wissen im Umgang mit dem Ton teilte, vermied ich es, über mich zu reden. Das war im Grunde nicht sehr schwer, denn entweder schwiegen wir alle, in uns selbst versunken, oder jemand erzählte über sich. Denn das eigene Leben war für die meisten, verständlicherweise, das Hauptthema. Ich kam mit meiner Tarnung ziemlich gut durch, bis mich eines Tages, vermutlich war ich bereits etwa vier oder fünf Wochen dort gewesen, jemand fragte, ob ich Kinder hätte. Ich konnte kein Wort sagen. Ja wäre zwar die richtige Antwort gewesen, doch hätte ich dann nicht von Lars’ Tod erzählen müssen? Oder ein Leben erfinden, das es so nicht mehr gab? Nein zu sagen, käme einer Lüge gleich. Wie genau ich mich aus der Affäre gezogen habe, weiß ich heute nicht mehr.
In jenen Tagen war ich auch gefragt worden, ob ich noch länger bleiben könne, denn die krank geschriebene Kollegin sei noch nicht wieder einsatzfähig. Ich hatte eigentlich gehofft, einfach bald wieder da raus zu kommen, denn mir war klar, dass ich so nicht auf Dauer arbeiten konnte. Nicht jetzt. Nicht mit diesem selbst so zerbrechlichen Klientel. Denn mir ging es sehr schlecht. In jeder Hinsicht. Auch körperlich. Oft war mir schwindlig. Eines Tages war es besonders schlimm. Es war mir nicht nur schwindlig, ich musste mich auch immer wieder kurz auf der Toilette erholen, mir Wasser ins Gesicht spritzen und durchatmen, die Panikattacken aussitzen, um eine weitere Stunde durchhalten zu können. Schließlich meldete ich mich ab, krank geworden, und fuhr nach Hause. Ich schaffte es knapp in die Wohnung, dort brach ich zusammen.
Eine ganze Weile saß ich am Boden, an eine Wand gelehnt, unfähig, wieder aufzustehen. Irgendwann hatte ich es wohl aufs Sofa geschafft. Und irgendwie ans Telefon. Ich rief meine Ärztin an und erzählte ihr von meinem Kreislaufkollaps. Sie meinte, ich solle am nächsten Tag in die Praxis kommen, falls das gehe. Auf jeden Fall werde sie mich ab sofort wieder krankschreiben. Ich rief im Betrieb an und meldete mich bis auf weiteres ab. Noch dachte ich, dass ich in ein paar Tagen zurückkehren würde, um wenigstens die vereinbarte Zeit abschließen zu können. Erst nach etwa einer Woche begriff ich, dass ich noch nicht so weit war.
Bei einer feinen Körpertherapeutin hatte ich inzwischen den für mich richtigen Therapieplatz gefunden. Ihre Therapie wirkte vor allem in die Tiefe. Zwar redeten wir auch, doch in erster Linie arbeitete sie an meinem Körper. Es ging dabei vor allem darum, meine Lebensenergie zu unterstützen, denn mein Energiepegel war total im Keller. Mein Kreislauf wurde im Laufe dieser wöchentlichen Behandlungen wieder stabiler und auch die Atemenge, ausgelöst von den Panikattacken, löste sich allmählich. Außerdem fühlte ich mich bei Frau W. sehr geborgen und konnte mit ihr über alles zu reden. Ihre Therapieform, Metamorphose genannt, war – so erkenne ich im Nachhinein – der Anfang des Heimweges, dieses Weges in mein Herz zurück.
Quelle: »Weiterleben | Biografische Essays«, Jana. D., noch unveröffentlicht.
Auch andere Freundinnen ermutigten mich dazu, zu versuchen, mit meinen Verstorbenen in Kontakt zu treten. Schließlich meldete ich mich bei einem als sehr seriös bekannten Medium an. C. wollte im Voraus keinerlei Informationen über mich und meine Geschichte. (Dass ich jene Frau war, über die die Zeitungen im Juli berichtet hatten, konnte sie ja nicht wissen, da ich dort nicht mit Namen genannt worden war.) C. vermied so, von mir Gehörtes oder Gelesenes mit medial wahrgenommenen Eindrücken zu vermischen.
Was genau sind mediale Botschaften? Ich verstehe sie als sinnliche Eindrücke, die uns von medial begabten Menschen überbracht werden. Menschen, die fühlen und wahrnehmen können, was sich unserem Tagesbewusstsein normalerweise nicht zeigt. Menschen, die die unsichtbare Welt wahrnehmen können. (Im Grunde etwas, dass – je nach Affinität – viele von uns könnten, wenn wir es uns nicht abgewöhnt hätten.) Ein Medium empfängt also, wenn es sich auf die unsichtbare Welt einlässt, ganz verschiedene Eindrücke auf unterschiedlichen sinnlichen Kanälen. Die Kunst besteht nun darin, diese Eindrücke in unsere Wortsprache zu transformieren. (Somit kann also jede mediale Botschaft richtig oder falsch interpretiert werden. Und ja, natürlich wird hier auch viel Schindluderei betrieben.)
Dank meiner Vorab-Recherche hatte ich also C. gefunden, die sehr seriös und sehr sensibel arbeitet. Kaum hatte ich Platz genommen, als ich an meinem rechten Knie eine kleine Hand spürte. In mir war es ruhig und ich fühlte mich geborgen und getröstet. Auch C. nach die Hand auf meinem Knie wahr, obwohl ich nichts gesagt hatte. Nicht nur die Hand nahm sie wahr, sie sah vor ihrem inneren Auge Lars neben mir stehen und beschrieb ihn als goldlockigen Buben, der seine Hand auf mein Bein gelegt habe. Und da sei ein Mann bei mir, auf meiner anderen Seite, der mich unbedingt wissen lassen wolle, dass es gut gewesen sei, dass ich damals nicht gekommen sei.
Nur ganz kurz musste ich nachdenken, was das bedeuten sollte. Doch dann erinnerte ich mich, wie ich damals, am 12. Juli, kurz überlegt hatte, mit dem Auto zu Antonio zu fahren. Eigentlich und Göttinseidank hatte mich einzig die Tatsache, dass ich auf Ch. gewartet hatte, davon abgehalten. Ch. wollte uns ja besuchen, um mit mir und Lars dessen Geburtstag zu feiern. Auch der Umstand natürlich, dass Antonio das Telefon nicht abgenommen und die Nachbarin gesagt hatte, der Kinderwagen stehe nicht im Treppenhaus. Die beiden wären ja eh nicht im Haus gewesen, hatte ich gedacht, und war darum daheim geblieben. Wohin hätte ich auch fahren sollen? Ja, hinterher, in der allerersten Zeit, hatte ich es bereut, nicht doch hingefahren zu sein, um das Schreckliche womöglich vereiteln zu können. Nun also das: Gut, dass du nicht gekommen bist!
Weitere Aussagen, die C. machte, waren ähnlich konkret und präzise, weitab von Allgemeinplätzen, die ich auf jede Situation hätte umdeuten können. Ich war nach diesem Gespräch mit Antonio und Lars sehr froh darüber, dass ich mir dieses Channeling, gegönnt hatte.
Monate später hatte ich mit einem weiteren Medium aus Norddeutschland ein Telefonchanneling. Jene Frau hatte die Gabe, sich auf eine Art Zeitreise einlassen und vergangene Zeiten wie in einem Film betrachten zu können. Sie erzählte mir, was Lars und Antonio am letzten Tag getan haben. In ihrem Fall konnte ich gewisse Dinge nicht direkt, aber ein paar Monate später – nach dem alle polizeilichen Untersuchungen abgeschlossen worden waren – anhand von Fundgegenständen und dem Obduktionsbericht verifizieren. Tatsächlich war ein Brief Antonios aus den Trümmern geborgen worden, den sie erwähnt hatte. Er konnte sogar rekonstruiert werden und legte die Vermutung sehr nahe, dass Antonio – wie das Medium gesagt hatte – schriftlich über verschiedene Lösungswege nachgedacht hatte. Weiter hatte er, ganz am Schluss vor seinem Tod und obwohl er länger clean gewesen war, einen Joint geraucht, zumindest ein paar Züge. Auch das hatte mir das Medium geschildert. Ich hatte daraufhin ihr gegenüber behauptet, dass er ganz bestimmt clean gewesen sei.
Fast ungläubig lese ich heute in meinem Tagebuch über jene Zeit. Über jenes zweite Channeling. Auch was sie damals über meinen späteren Beruf und mein zukünfiges Liebesleben sagte, haut mich heute, im Rückblick, fast um. Beruflich werde ich mehr im kreativen und kommunikativen Bereich arbeiten und viel Freude an meiner beruflichen Herausforderung haben. Ich kann mich dabei selbst entfalten. Allenfalls werde ich sogar wieder mit Kindern arbeiten können, an einer Schule womöglich? Und ja, ich werde wieder eine Partnerschaft haben. Mein Partner ist ein stabiler, weltoffener Mensch, der beruflich viel reist und unterwegs ist. Ein treuer Mensch, der sehr gut zu mir passt. (Oh, wie exakt das zutrifft!)
Ich bin mir bewusst, wie seltsam solche Erfahrungen für Außenstehende klingen mögen. Mir war damals zum einen jedes Mittel recht, das ein wenig Trost und Hoffnung versprach, doch andererseits habe ich diese Menschen, diese Medien, sorgfältig ausgewählt, habe mich vorher nach ihnen erkundigt, habe recherchiert, Referenzen eingeholt, denn ich weiß, dass in diesen sensiblen menschlichen Zwischenräumen viel Unfug getrieben und viel Schaden angerichtet wird.
Die von mir ausgewählten Medien hatten die besondere Fähigkeit oder Gabe, sich im Zustand tiefer Entspannung in eine Art geistiges Internet einzuloggen und Einblick in Geschehnisse zu bekommen, die sich unsern Augen im Wachzustand entziehen. Da ich selbst auf meinem spirituellen Weg, insbesondere auf schamanischen Reisen, ähnliches erlebt habe, bin ich davon überzeugt, dass es eine unsichtbare Wirklichkeit gibt, parallel zur sichtbaren, die mit den klassischen Mitteln nicht wahrnehmbar ist. Eine Ebene, für die wir zwar Rezeptoren hätten, normalerweise jedoch nicht geübt darin sind, diese auch einzusetzen. In diesem Zustand der Trance, der vielen Menschen suspekt ist, obwohl wir ihn ganz natürlicherweise – meistens vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen – alle immer mal wieder durchschreiten, nehmen wir Dinge anders wahr, betrachten die Welt aus einer anderen Sicht. In diesem Zustand greifen die üblichen Kontrollmechanismen nicht. Darum sehen und verstehen wir so auf einmal Zusammenhänge, die außerhalb unseren bewussten Seins liegen.
Was ich bei den Medien gesucht habe? Eigentlich nur eins: Ich wollte verstehen. Nicht nur, warum Antonio das alles getan hatte. Nicht nur, was Lars erlebt hatte. Ich wollte auch verstehen, warum das alles, in einem größeren Kontext betrachtet, geschehen ist. Vielleicht entwickelte sich ja doch ein Sinn aus allem, was geschehen ist.
Nun ja, ich glaube ja nicht, dass etwas Schlimmes geschieht, damit wir ihm später einen Sinn verleihen. Eher denke ich, dass es einen Versuch wert ist, zu versuchen das Schlimme zu integrieren, ihm quasi im Nachhinein einen Platz und einen Sinn zu verleihen. Ich glaube nicht an endgültige Antworten. Auf alle meine Fragen fand ich immer nur vorläufige. Manchmal fand ich Trost, manchmal siegte die Verzweiflung.
Damals fuhr ich sehr oft auf Autopilot durch mein Leben. Schleicht sich der Schmerz an, erstarre ich zuweilen, versuche jedenfalls mich so wenig wie möglich zu rühren. Insbesondere wenn ich mich in einem halbwegs erträglichen Zustand mit halbwegs befriedigenden Antworten eingefunden hatte.
Die Lücke, die Lars in meinem Leben hinterlassen hatte, schien manchmal ein bisschen kleiner geworden zu sein, oft allerdings nur, um am nächsten Tag umso größer und schmerzhafter zu sein.
(Fortsetzung folgt)
Quelle: »Weiterleben | Biografische Essays«, Jana. D., noch unveröffentlicht.
In einer dieser vielen schlaflosen Nächte – einige Wochen nach meinem Besuch bei M. in Frankreich –, beschloss ich, Lars’ Zimmer zu meinem zu machen. Das bisherige Wohn- und Schlafzimmer meiner Zweieinhalbzimmerwohnung würde so zum Wohn- und Arbeitszimmer werden. Das Ganze war wie eine Mutprobe, denn ich musste alle Spielsachen und Kleider von Lars, die noch immer so, wie er sie verlassen hatte, im Zimmer herumlagen, in die Hand nehmen. Ich musste auch alle seine zuletzt benutzten Kleider waschen und sie verpacken.
Ich verstaute die Spielsachen in Kisten. Schrieb Lars’ Name oben drauf. Trug alles in den Keller. Füllte das nun leere Zimmer mit meinem Leben.
Ein Sakrileg? Ein Gebot der Stunde? Ich stürzte mich mitten in den Schmerz, wurde eins mit ihm und eins mit diesem unserem Raum. Sein Zimmer. Mein Zimmer. Wir waren und sind untrennbar miteinander verbunden.
In jener Zeit stellte sich eine neue Wahrnehmung ein: Ich konnte Menschen lesen. Fuhr ich mit dem vollen Bus in die Stadt, ertrug ich den Lärm kaum, den alle Gefühle und Gedanken der Mitfahrenden in mir produzierten. Es war mir im öffentlichen Raum zu laut geworden. Überall da, wo ich mit vielen anderen Menschen zusammen war. Doch es gelang mir nicht, mich diesem Lärm zu entziehen. Weder die äußeren noch die inneren Ohren konnte ich verschließen.
Kaum betrachtete ich einen Menschen, spürte ich, las ich, wie es ihm ging. Sowohl bei Bekannten lief das so als auch bei wildfremden. Obwohl ich natürlich bei Unbekannten nicht überprüfen konnte, ob meine Wahrnehmungen mit der realen Befindlichkeit dieser Menschen übereinstimmten. Bei Bekannten hingegen tat ich das schon immer mal wieder, doch es war unglaublich anstrengend. Und ich wollte das auch gar nicht. Ich wollte doch gar nicht so viel fühlen. Ich fühlte ja selbst schon genug. Alles überforderte mich. Ich konnte es aber nicht ändern und zog mich mehr und mehr zurück. Den öffentlichen Verkehr fing ich an zu meiden und bewegte mich fortan zu Fuß, per Fahrrad und mit dem Auto vorwärts.
Erstaunlich daran war, dass ich zwar das Leid mir unbekannter Menschen im Bus mitfühlte und geradezu mitlitt, doch die Freude jener, die fröhlich waren, erreichte mich nicht. Weil diese Wahrnehmungen nicht mehr aufhörten, auch nach den ersten Wochen nicht, mied ich nach und nach alle große Menschenansammlungen, besonders große Einkaufsläden. Ich reduzierte viele meiner Handlungen auf ein halbwegs erträgliches Mindestmaß und begann meine Wohnung immer mehr als Höhle, als mein Schneckenhaus, wahrzunehmen. Die Wohnung und der Wald wurden zu meinen Schutzräumen. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass es je wieder anders sein könnte.
Überleben tat ich in diesen ersten Monaten vor allem aus dem Grund, weil ich dachte, es Lars schuldig zu sein. Ich hatte schließlich das Drama überlebt, also musste ich doch nun irgendwie weiterleben. Die Alternative – Suizid – war denkbar und auch der Gedanke, abends für immer einschlafen zu dürfen, war oft da. Lebensüberdruss. Sterbesehnsucht. Nicht-mehr-Leiden-Sehnsucht. Tröstliche Gedanken. Weniger aktiv als passiv dachte ich damals über mögliche Wege des Sterbens nach. Falls ich mich eines Tages entscheiden sollte, selbst zu sterben, dann so würdig wie möglich, schwor ich mir damals. Suizid hatte ich nie grundsätzlich verurteilt. Nur den erweiterten Suizid, ja, den verurteilte ich zutiefst. So wie ich jegliche Form von Übergriffen auf die Leben anderer verurteile.
Ein klein bisschen wollte ich auch um meinetwillen leben, weiterleben – zwar noch ohne Plan und Perspektive –, denn da waren so viele liebe Menschen, die mein Leid mittrugen und die mir Halt gaben. Und die mich liebhatten.
Dank der Opferhilfe Bern und dank einer Anwältin, die sich um meine Rechte und Pflichten kümmerte, ließen sich viele Dinge ein klein bisschen leichter ertragen. So stellte mir die Opferhilfe die Mittel für eine Traumatherapie zur Verfügung und meine persönliche Opferhilfe-Beraterin vermittelte mir schließlich den Kontakt zu Nadja, die neun Monate vor mir ebenfalls ihren Sohn und ihren Mann an den Folgen eines erweiterten Suizids verloren hatte.
Wir verabredeten uns und besuchten gemeinsam die Gräber unserer Söhne. So entstand eine wichtige Schicksalsfreundschaft, die mir vieles in einem neuen Licht erscheinen ließ. Dank ihr kam ich erstmals auf die Idee, mit Hilfe eines Mediums mit Lars Kontakt aufzunehmen.
(Fortsetzung folgt)
Quelle: »Weiterleben | Biografische Essays«, Jana. D., noch unveröffentlicht.
Zurück in meiner kleinen Wohnung brachen Leere und Perspektivelosigkeit mit einer Wucht über mir zusammen, die mich heute an eine Flutwelle denken lassen. Ich war überfordert von einem Alltag allein, hatte ich doch bis dahin immer mit anderen Menschen zusammengelebt. Dieses neue Leben musste ich erst lernen. Und ich musste gezwungenermaßen auch ohne meinen Sohn leben lernen. Ein Leben ohne sein Lachen, ohne seinen Trotz, ohne seine klugen Sätze, ohne seine Warum-Fragen, ohne seine Kuschelnähe, ohne seine Lieder, ohne seine Tränen, ohne seine Streiche, ohne seine Ideen, ohne seine Übermut, ohne seine Liebe.
Unvorstellbar. Unerträglich. Unmenschlich.
Und vermutlich ist es wirklich, wie so viele sagen, das Schlimmste, das es gibt, wenn das eigene Kind stirbt. Für mich jedenfalls. Meine ehemaligen Nachbarinnen und Nachbarn hatten ihr ganzes Hab und Gut bei der Explosion verloren, ich meine Familie. Es mag sich seltsam anhören, doch es war ein Trost für mich, nicht auch noch mein Hab und Gut verloren zu haben. Dass mir wenigstens meine Fotoalben geblieben sind. Dass mir Gegenstände geblieben sind, die eine Art physische Brücke zu Lars schaffen konnten. Dass es den kleinen Bären noch gab und Lars’ Bettwäsche, an der ich schnüffeln konnte.
Dennoch war meine Wohnung – zwei Zimmer und eine kleine Wohnküche – zu klein, als dass ich Lars’ Zimmer in ein Mausoleum hätte verwandeln können. Und ich musste mir dringend Aufgaben schaffen. Schreiben war das eine, mir eine Struktur geben, das andere.
Ich verlangte von mir jeden Tag mindestens einen sozialen Kontakt ab: Mindestens einmal pro Tag raus aus der Wohnung. Einkaufen, spazieren gehen, jemanden anrufen, jemanden besuchen oder einladen. Und Yoga. Jeden Tag. Haushalt natürlich, was aber ohne Kind viel weniger Arbeit machte. So gestaltete ich meinen neuen Alltag um das Schreiben der Bewerbungen herum. Nach der maximalen Zeit, die mir meine Krankschreibung erlaubt hatte, war ich nun wieder eine ganz normale Arbeitsuchende. Da meine Beraterin vom Arbeitsamt sehr menschlich war, improvisierten wir im Rahmen der Möglichkeiten, so dass der Erfolgsdruck, baldmöglichst eine neue Stelle zu finden, erträglich war. Wenigstens dort ein bisschen Erträglichkeit. Wieder täglich zur Arbeit gehen zu sollen war unvorstellbar. Vielleicht werde ich nie wieder normal?, dachte ich oft. Vielleicht kann ich nie mehr ein normales Leben führen. Was immer diese Normalität war, das hier war es jedenfalls nicht.
Einerseits setzte ich mich unter Druck, wollte baldmöglichst wieder funktionieren, glaubte zumindest, es zu sollen, andererseits wollte ich lernen, liebevoll mit mir umzugehen, wollte mir den Raum zu trauern, auch wirklich geben. So gut das eben ging. Wirklich zu trauern hieß für mich, mir keine Abkürzungen zu erlauben. Keine Ablenkungen zuzulassen. Der richtige Ansatz für mich, ohne Frage, doch war ich sehr oft sehr streng mit mir. Aus heutiger Sicht wohl zu streng.
Ich war eine Überlebende. Eine Überlebthabende. Leben aber, richtig leben ging anders. Wie das ging, hatte ich vergessen. Für mich wäre es eine Abkürzung, die ich nicht gehen wollte, gewesen, Medikamente, die meinen Schmerz gedämpft hätten, einzunehmen. Nur am Anfang hatte ich kurz ein chemisches Beruhigungsmittel genommen, doch mit diesen Tabletten hatte ich nicht mehr träumen können. Stattdessen war ich wie ein Stein eingeschlafen und am Morgen wie aus einem tiefen Koma gewacht. Alle Grautöne, die wohltuende Dämmerung zwischen Wachsein und Schlafen, fielen dabei weg; doch genau jene Zeit war es schon immer gewesen, die mir besonders gut getan hatte. Jene Phase, in der das Herz frei hatte, in der es fühlen konnte, was es wollte, ohne von meinem Kopf ständig überwacht zu werden. Jene Phase des freien Assoziierens fehlte mir schon nach wenigen Tagen so sehr, dass ich lieber schlaflose Nächte auf mich genommen hatte. Und Albträume. Und ein nassgeweintes Kissen.
(Fortsetzung folgt)
Quelle: »Weiterleben | Biografische Essays«, Jana. D., noch unveröffentlicht.
Eine liebe Freundin war im Sommer 2003 gesundheitlich angeschlagen, weshalb sie sich nur schlecht bewegen und auch nicht an Lars’ Abschiedsfeier dabei sein konnte. Ich vermisste sie. Schon im Frühling hatten wir geplant, dass Lars und ich im Sommer eine Woche oder zwei zu ihr fahren würden, nach Frankreich, in die Lebensgemeinschaft, in der ich eine Zeitlang mitgelebt hatte. Nun sehnte ich mich danach, nicht nur am Telefon mit ihr über das Erlebte zu reden, sondern mit ihr zusammen am Feuer zu sitzen und hinzuschauen, was war. Was ist. Was werden kann. Diese große Schwester meines Herzens fehlte mir. Ob ich trotzdem hinfahren sollte? Ob ich diese Reise alleine schaffen würde? In meinem desolaten Zustand mit fragilem Kreislauf und den immer öfter auftretenden Panikattacken?
Das Zelt hatte ich eigens dafür gekauft, um mit Lars zu zelten. Wir hatten uns beide sehr darauf gefreut. Seit dem Umzug hatte es in Lars’ Zimmer gestanden, doch inzwischen hatte ich es abgebaut, eine oder zwei Wochen nach Lars’ Tod, und in den Keller gestellt. Bei meiner Freundin würde ich, wenn ich allein hinfuhr, allerdings eher nicht zelten. Ich würde in einem der Gästezimmer, von denen es dort ja genug hatte, schlafen. Falls ich hinfahren würde.
Eines Tages packte ich also einfach meine Sachen. Den Laptop, der mir damals zu einem meiner treusten Gefährten geworden ist, weil ich ihm jederzeit alles erzählen konnte, musste natürlich auch mit. Ich schrieb schon lange und fast täglich Tagebuch; dazu all die Mails und Briefe, an Freundinnen und Freunde. Auch an Lars schrieb ich weiterhin Briefe – ein Prozess, den ich in der Schwangerschaft angefangen hatte und der mir jetzt beim Loslassen half.
Es wurde meine erste längere Autoreise ganz allein. Eine von vielen, die noch folgen würden. Und ich schaffte es. Unterwegs legte ich ein paar Pausen ein, doch im Grunde war es ja nicht so schwer. Ich war diese Strecke ja schon oft gefahren, meistens als Mitfahrerin allerdings oder mit jemandem, der mich lotste, wenn ich unterwegs unsicher wurde. Mit einer Karte auf dem Schoß, denn Handy und Navigationsgerät waren damals ja noch kein Thema, wie mir eben bewusst wird.
Es war später Nachmittag, als ich den unbefestigten Weg zu den Häusern der Lebensgemeinschaft herunterrollte. Hochsommer. Ende Juli. Ziemlich genau ein Jahr seit dem letzten Mal. Seit jenem Besuch hier, bei welchem sich Lars am letzten Tag die Hand eingeklemmt hatte. Und nach welchem Antonio uns drei mit Alkohol im Blut und überhöhter Geschwindigkeit, dazu ein paar Tage früher als geplant, nach Hause befördert hatte.
Wie gut es tat, hier zu sein! Am nächsten Tag würden unser gemeinsamer Freund M., mit dem ich in Zürich zusammengewohnt hatte, und andere gemeinsame Freunde eintreffen, doch den ersten Abend hatten wir zwei Frauen nur für uns. Einfach hier zu sein war wie Balsam. Zusammen zu lachen, trotz allem Schrecklichen, tat so gut.
Als sich am nächsten Tag die andern Besucherinnen und Besucher aus der Schweiz verspäteten, wurde ich beinahe panisch. Erst nachdem sie von unterwegs angerufen und eine Stunde Verspätung gemeldet hatten, wurde ich ein bisschen ruhiger. Da begriff ich, dass vergebliches Warten auf Menschen zu einem Trigger für mich geworden war. Der Grund lag auf der Hand.
Noch heute reagiere ich latent panisch, wenn sich jemand unüblicherweise und unentschuldigt verspätet. Panikattacken lassen sich kaum beeinflussen, sie entziehen sich meinem Verstand und allen Vernunftgründen. Immerhin kann ich damit heute ein wenig gelassener umgehen.
Als die Freunde und Freundinnen schließlich angekommen waren, verdreifachte sich unsere kleine temporäre Gemeinschaft auf einen Schlag. Diese Lebendigkeit tat mir gut. Menschen und Gespräche, wann immer ich es wünschte, Stille und Natur, wann immer ich dies brauchte. Und immer war jemand da, der mich in die Arme nahm, wenn ich weinen musste.
Wir waren fast immer draußen. Am Feuer, am Fluss, am nahen Stausee, im Wald, wir redeten, wir kochten und aßen gemeinsam, wir fuhren fast jeden Nachmittag an den Lac de Vouglans, um zu schwimmen Und vor allem spielten wir ganz oft Karten. Ein neues Spiel eroberte mein Herz im Sturm. ’Der große Dalmuti’. Er rettete mich davor, in Schwermut zu versinken und half mir dabei, der Dunkelheit immer mal wieder mit einem mutigen Lachen zu entkommen.
Unglaublich, dass ich in solchen Momenten überhaupt lachen konnte! Es war mir oft so, als ob Lars sich mitfreuen würde. Sowohl unser Freund M. als auch meine Freundin M. hatten Lars gekannt, hatten die eine oder andere Geschichte von ihm zu erzählen. So war mir, als wäre er da. Mitten unter uns.
Ich begreife heute, wie wichtig diese Woche in Frankreich für mich gewesen ist. Es war mein tiefes Atemholen, bevor der Alltag allein, allein mit all dem noch zu Bewältigenden, auf mich zurollen würde.
Eine Auszeit, die mein Herz mit Liebe und Freundschaft, mit Mitgefühl und mit Lachen genährt hatte. Und wo meine Tränen Raum hatten zu fließen.
Ich erinnere mich an die eine Nacht, die mein Freund M. und ich unter dem Sternenhimmel verbracht hatten. Intensive Träume hatte ich da draußen auf dem Hofplatz. Ich träumte davon, dass alles anders ist, als es scheint. Von einer Brücke handelte der Traum, über die ich schreiten würde, und hätte ich die Brille aufgehabt, nachts, hätte ich bestimmt ganz viele Sternschnuppen gesehen. In einer Landschaft mit wenig Lichtverschmutzung kann man die Sterne viel besser sehen als in dicht besiedelten Gegenden. In dieser Ecke des Haut-Jura war der Nachthimmel schon immer grandios gewesen. Ob Lars nun auf einem dieser Sterne saß, wie der kleine Prinz, und mir zuwinkte? Ein Gedanke, der mir immer wieder, wenn ich den Sternenhimmel betrachte, ein leises Lächeln schenkt.
Zu dritt – Freundin M., eine anderen Frau, deren Großmutter kürzlich an den Folgen der Schweinegrippe gestorben ist und ich – feierten wir in diesen Tagen auch ein Loslassritual. Ich verbrannte dabei alle Briefe Antonios, die ich eigens dazu mitgenommen hatte. Wie Altlasten empfand ich sie, die mich daran hindern wollten, frei zu sein.
Ich ahnte den noch langen Weg in die Freiheit vor mir. Dabei solche Freundinnen und Freunde an der Seite zu wissen, ist etwas vom kostbarsten überhaupt.
Ich hatte also festgestellt, dass ich nichts zu verlieren hatte. Rein gar nichts. Und ich hatte Zeit. Viel Zeit. Mich schreckte auch so schnell nichts mehr ab und schon gar nicht etwas, das sich «einfach» anhörte – denn Schwieriges hatte ich genug zu bewältigen und gegen ein Wunder hätte ich nichts einzuwenden gehabt.
Meine Gefühlslage war ebenfalls glasklar. Ich war schlicht und ergreifend traurig. Todtraurig. Und ich wusste nicht, ob ich jemals wieder nicht traurig sein würde und dies belastete mich unbeschreiblich. Denn wenn ich nie mehr ohne diese Traurigkeit, ohne dieses Mich-schuldig-Fühlen sein würde, dann würde ich nie mehr dieselbe sein wie vor dem Tod von Julian. Ich würde das Leben dann nie wieder geniessen können und mich nie wieder freuen können ob all dem Schönen, das da noch immer sein könnte in meinem Leben. Und das machte mir Angst. Also öffnete ich meinen Laptop und machte im November 2014 die erste Work meines Lebens.
Die vier Fragen mit meinem Ausgangssatz
«Ich werde nie mehr dieselbe sein wie vorher.»
1. Frage: Ist das wahr? «Ja, das ist wahr.»
2. Frage: Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? «Ja, das kann ich.»
3. Frage: Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst? «Es macht mich noch trauriger als ich schon bin. Es zieht mich runter. Ich fühle meine alte Kraft nicht mehr. Ich habe Angst, dass ich nicht mehr beziehungsfähig bin, dass meine Partnerschaft zerbricht. Ich kann mir nicht vorstellen, je wieder arbeiten zu gehen. Ich fühle mich unendlich schuldig meinem älteren Sohn gegenüber, weil ich nicht mehr dieselbe lebensfrohe Mama für ihn sein werde wie vorher.»
4. Frage: Wer wärst du ohne diesen Gedanken? «Ohne diesen Gedanken? Also wenn ich diesen Gedanken einfach gar nicht denken könnte? Tja, dann… Also wenn ich diesen Gedanken nicht hätte, dann wäre ich entlasteter, dann wäre ich etwas unbeschwerter, dann würde ich mich freier fühlen und auch ein wenig mehr wieder in meiner Kraft. Ich würde daran glauben können, dass es mit der Zeit wieder anders wird, besser, dass ich dieselbe sein werde, trotz meiner schmerzvollen Erfahrung. Dieselbe von meiner Wesensart und von meinem Lebenswillen, meiner Lebensfreude her. Ja, diese Zuversicht hätte ich, würde ich diesen Gedanken gar nicht denken können.»
Während ich mir dies alles aufschrieb, geschah etwas Sonderbares. Das Gefühl folgte meinen eingetippten Gedanken auf dem Bildschirm. Ich konnte es geradezu körperlich spüren. Als ich bei der 3. Frage aufschrieb, was mit mir passiert, wenn ich diesen Gedanken glaube, bekam ich Magenschmerzen, wie so oft in dieser Zeit. Und als ich bei der 4. Frage alles aufschrieb, was mir in den Sinn kam, wenn dieser Gedanke einfach gar nicht in meinem Kopf existieren würde, da fühlte ich mich besser, irgendwie befreiter. Ich merkte, dass ich schneller schrieb, sich alles leichter anfühlte und ich vor lauter Aufregung an den Händen zu schwitzen begann.
Und obwohl ich mir damals noch nicht die Zeit genommen hatte, um mit den vier Fragen in die Stille zu gehen und mir auch nicht bewusst war, dass The Work im Grunde genommen eine Meditation ist, habe ich dennoch eine erste intensive Erfahrung mit der befreienden Wirkungsweise von The Work machen können.
Die drei Umkehrungen mit meinem Ausgangssatz: «Ich werde nie mehr dieselbe sein wie vorher.»
Nun ging es noch darum, zu jeder dieser drei Umkehrungen Beispiele zu suchen, die sich für mich genauso wahr anfühlen würden wie der ursprüngliche Ausgangssatz selbst.
Umkehrung ins Gegenteil
«Ich werde wieder dieselbe sein wie vorher.»
1. Beispiel: «Ich werde wieder dieselbe sein wie vorher, wenn die erste Trauerphase vorbei ist. Das sagt man doch so, Zeit heilt Wunden, oder nicht?»
2. Beispiel: «Ich werde wieder dieselbe sein wie vorher, wenn ich mir ganz fest Mühe gebe. Wenn ich es einfach ganz fest will. Ja, dann könnte es sein, dass ich es schaffen werde.»
3. Beispiel: «Ich werde wieder dieselbe sein wie vorher, wenn es mir gelingen würde, mich mit Hilfe von The Work von all meinen belastenden Gedanken zu befreien. Mich zu befreien von all den verzweifelten Gedanken, die sich um meine Schuld drehen und mich zu befreien von all den schmerzvollen Gedanken, die mich von morgens bis abends in Beschlag nehmen. Ja, wenn mir dies gelingen sollte, dann könnte es vielleicht sein, dass ich schon bald wieder dieselbe sein würde wie vorher und nicht erst nach einer langen, langen Trauerphase.»
Umkehrung zum anderen
«Ich werde zu den anderen nie wieder dieselbe sein wie vorher.»
1. Beispiel: «Ja, auch das könnte wahr sein und zwar dann, wenn ich mich vollkommen in mich selbst zurückziehen würde, mich von den anderen abschotten würde und niemanden mehr an mich herankommen lassen würde.»
2. Beispiel: «Oder, wenn ich eben nicht mehr beziehungsfähig wäre, wenn es mir nicht mehr möglich wäre, mich meinem Partner gegenüber zu öffnen.»
3. Beispiel: «Und ja, wenn ich in der Trauer ertrinken würde, dann wäre ich über Jahre hinweg nicht mehr dieselbe Mama, Partnerin, Freundin – ich würde zu den anderen nie mehr dieselbe liebevolle Beziehung haben können, weil ich innerlich mitgestorben wäre mit Julian.»
Umkehrung zu mir selbst
«Ich werde zu mir nie wieder dieselbe sein wie vorher.»
1. Beispiel: «Ja, das ist insofern sehr wahr, als dass ich zu mir nie wieder dieselbe sein würde, wenn ich mich in meinen Schuldgefühlen verlieren würde. Ich würde dann mit einem aggressiven Unterton mir selbst gegenüber leben müssen, weil ich es mir nie verzeihen könnte, dass ich nicht gut genug zu meinem Sohn geschaut habe. Ja, ich wäre dann tatsächlich nie mehr dieselbe zu mir wie vorher.»
2. Beispiel: «Und ja, auch das ist wahr: Wenn ich mich ein Leben lang schuldig fühlen würde für den Tod meines jüngeren Sohnes, dann hätte ich auch kein Vertrauen mehr in mich, dass ich es mit dem älteren Sohn gut machen würde. Dann würde ich an mir als Mutter zweifeln, ich hätte kein Vertrauen mehr in mich.»
3. Beispiel: «Und ich würde zu mir insofern nie mehr dieselbe sein, als dass ich, wegen meines mangelnden Vertrauens in mich als Mutter, überaus ängstlich würde und meinem älteren Sohn nichts mehr zutrauen würde und so würde ich mir selbst immer fremder werden.»
Das wollte ich nicht. Ich wollte mir nicht selbst fremd werden. Ich wollte auch nicht auf den Faktor Zeit bauen, denn aufgrund meiner Erfahrung, die ich im Zusammenhang mit der Trauer meiner Eltern um ihren Sohn gemacht hatte, wusste ich, dass Zeit nicht automatisch Wunden heilt und auch nicht wirklich die Trauer schmälert.
Was ich mir jedoch zutiefst wünschte, war, mich von meinen verzweifelt traurigen Gedanken befreien zu können und dank dieser ersten Work hatte ich die wegweisende Erfahrung machen dürfen, dass dies auch in meiner Situation möglich war. Und so nahm ich die Lektüre von Boerners Buch wieder auf, überflog kurz das Inhaltsverzeichnis, um dann beim achten Kapitel Das Ende des Leidens weiter zu lesen. Auf diesen 15 Seiten hat Moritz Boerner eine einstündige Tonbandaufnahme von Byron Katie Wort für Wort niedergeschrieben. Inhaltlich ist der Text sehr dicht, intensiv, radikal. Ich las und las, verschmolz mit den Worten, meine Gedanken standen still. Plötzlich ging es ums Sterben.
Byron Katie sagt: «Wir sterben nicht. Tod ist gar nicht möglich! Unsere Gedanken über den Tod sind völlig verdreht und funktionieren nicht. […] Der Mensch versucht seinen Körper zu schützen, weil er denkt, er sei der Körper. Dass er ein auf Erden wandelndes spirituelles Wesen ist, hat er vergessen. Er hat sein ewiges Leben vergessen. Wann immer du angstvoll an den Tod denkst, kannst du sicher sein, dass dies ein verdrehtes Denken ist. Menschen, die Nahtoderlebenisse hatten, berichten von grosser Schönheit, Ekstase und Frieden … ich bin einer dieser Menschen. […] Es gibt nur einen wirklichen Tod, den Tod eines Glaubenssatzes.»
Dieses achte Kapitel beeindruckte mich tief und meine Ahnung verstärkte sich, dass es ihn gab, diesen Weg, welcher mich aus all meinen Schuldgefühlen und meinen verzweifelt traurigen Gefühlen hinaus führen würde, und so bestellte ich sämtliche auf Deutsch erschienen Bücher von Byron Katie, unter anderen auch ihr Grundlagenwerk Lieben was ist. Nach der Lektüre dieses wundervollen Buches meldete ich mich für den Ausbildungsgang Coach für The Work nach Byron Katie an, welchen ich im Sommer 2015 abgeschlossen habe.
Antonio hatte unzählige Gelegenheiten gehabt, neue Werkzeuge kennenzulernen, reflektieren zu lernen, genauer hinzuschauen, Hilfe anzunehmen. Auch wenn seine Wut aufs Leben, dieses Nicht-leben-können seine Ursprünge in seiner Kindheit und Jugend gehabt hatte.
Und ja, ich verurteile Antonios Tat. Ich finde es auch heute noch schrecklich, was er getan hat. Unsäglich. Aber heute verurteile ich Antonio nicht mehr. Vermutlich habe ich ihm verziehen. Losgelassen. Mir zuliebe.
P. begleitete uns drei anschließend zum Bahnhof. Er war vollkommen neben der Spur. Er hatte seinen Bruder geliebt. Und er hatte Lars geliebt. Ich versuchte ihm zu sagen, wie viel Trost und Kraft ich zurzeit aus Lars’ Vermächtnis ziehe, aus Lars’ Lachen und seiner Lebensfreude. Dass Lars will, dass wir weitergehen. Dass er will, dass es uns gut geht. P. war, anders als sein Vater, nicht an Schuldzuweisungen interessiert, aber er war verzweifelt, voller Fragen, ohne Antworten. Er hatte von uns allen seinen Bruder vermutlich am besten gekannt. Und wohl auch am unmittelbarsten geliebt.
An diesem Wochenende besuchte mich Antonio. Ich hatte mich für eine kleine Siesta aufs Bett gelegt, nachdem ich die ganze Wohnung geputzt und das Innenzelt, das noch immer in Lars’ Zimmer aufgebaut gewesen war, abgebaut hatte. Im Zustand einer tiefen Entspannung, in den ich mich wieder besser, fast so wie früher, fallen lassen konnte, sah ich Antonio. Er kam zur Tür herein, auf dem Rücken einen ledernen Rucksack. Er trug ein ärmelloses Shirt und wirkte ruhig und zugleich zerknirscht.
Was machst du hier?, sagte ich, laut, weil das alles so wirklich war.
Es tut mir so leid, sagte er, kannst du mir verzeihen?
Ja, sagte ich. Eines Tages schon. Nicht jetzt. Später …
Als ich später mit meiner ehemalige Nachbarin S. telefonierte, die ja am Tag vor der Explosion von ihrer inneren Stimme gesagt bekommen hatte, dass sie baldmöglichst das Haus verlassen solle, erzählte ich ihr von meiner Begegnung mit Antonio. Antonio hatte sie offenbar ebenfalls besucht. Und auch sie hatte er um Verzeihung gebeten. Er hatte sie zudem gefragt, wie er frei werden könne. Da sie, als Buddhistin, einiges über diese letzten Wege wusste, erklärte sie ihm den Weg. Er habe sich bedankt und sich verabschiedet. Später hörte ich noch von anderen Freundinnen und Freunden, die ähnliche Begegnungen mit ihm gehabt hatten.
Auch Lars sah ich immer mal wieder. Einmal sagte er, wie lieb er mich habe. Ein anderes Mal bat er mich dringend, das Buch zu schreiben. Erst heute ahne ich, dass er dieses Buch hier gemeint hatte. Nun denn … jetzt tue ich es. Für mich, für ihn.
Bei The Work geht es darum, die ganz konkrete Situation zu untersuchen, in der man leidet, sich traurig, wütend, ängstlich oder sonst irgendwie unglücklich fühlt – um dann denjenigen Gedanken zu finden, der diese belastenden Gefühle ausgelöst hat. Byron Katie schreibt über das Wesen der Gedanken in ihrem Büchlein Eine Einführung:
«Ein Gedanke ist solange harmlos, bis wir ihn glauben. Es sind nicht unsere Gedanken, sondern das Anhaften an unsere Gedanken, das Leiden verursacht. Einem Gedanken anzuhaften bedeutet, ihn für wahr zu halten, ohne dies überprüft zu haben. Eine Überzeugung ist ein Gedanke, an dem wir – vielleicht seit Jahren – anhaften.»
Wenn man herausgefunden hat, welcher Gedanke für das leidvolle Gefühl verantwortlich ist, kann man diesen Gedanken mit den vier Fragen von Byron Katie auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüfen.
Ich schreibe die Fragen – mit Auszügen aus dem jeweiligen Kommentar von Byron Katies Eine Einführung – in diesem Theorieteil auf, ohne ein Beispiel dazu zu machen.
Anschliessend werde ich anhand eines praktischen Beispiels, meiner ersten Work, diese vier Fragen konkret beantworten.
1. Frage: Ist das wahr?
«Nimm dir Zeit, wenn du die erste Frage stellst. Die Antwort ist entweder ja oder nein. (Bei ‹nein› gehe weiter zur 3. Frage). Bei The Work geht es darum, im tiefsten Teil deiner selbst zu entdecken, was wahr ist. Jetzt hörst du auf deine Antwort, nicht auf die Antwort anderer Menschen und nicht auf das, was dir beigebracht wurde.»
2. Frage: Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
«Wenn du die erste Frage mit ja beantwortet hast, frage dich: ‹Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?› In vielen Fällen scheint die Aussage wahr zu sein. Natürlich ist das so. Deine Konzepte basieren auf Überzeugungen, die ein Leben lang ungeprüft blieben.»
3. Frage: Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
«Mit dieser Frage beginnen wir, innere Ursachen und Wirkungen wahrzunehmen. Du kannst erkennen, dass es, wenn du den Gedanken glaubst, ein ungutes Gefühl ist; eine Störung, die von leichtem Unbehagen bis hin zu Angst und Panik reichen kann. […] Ich liebe die 3. Frage. Sobald du sie für dich selbst beantwortest, sobald du die Ursache und Wirkung eines Gedankens erkennst, beginnt sich alles Leiden aufzulösen.»
4. Frage: Wer wärst du ohne diesen Gedanken?
«Dies ist eine sehr kraftvolle Frage. Wer oder was wärst du ohne diesen Gedanken? Wie würde es dir ohne diesen Gedanken gehen? Schliesse jetzt, nur für ein oder zwei Minuten die Augen und stell dir vor, wer du wärst, wenn du nicht einmal in der Lage wärst, diesen Gedanken zu den- ken? Wie wäre dein Leben anders in dieser Situation ohne den Gedanken?»
Wenn es manchmal eine Situation gibt, in der ich mir einfach nicht vorstellen kann wie es wäre, wenn ich diesen Gedanken nicht hätte, hilft mir folgendes Bild:
Ich stolpere über irgendetwas, falle unsanft hin, schlage dabei mit dem Kopf auf und bin für einen ganz kurzen Moment bewusstlos. Dann rapple ich mich wieder auf, halte mir mit beiden Händen den Kopf, um zu schauen ob er blutet – aber nein, es fehlt ihm nichts. Das einzige was ihm fehlt, ist dieser eine Gedanke, dieser belastende, leidvolle Gedanke. Der löste sich beim Sturz irgendwie auf und ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an ihn erinnern. Er ist weg. Verschwunden. Und ich weiss nicht einmal mehr, dass ich ihn einmal hatte.
Zur Vorgehensweise bei der Beantwortung dieser Fragen schreibt Byron Katie in Eine Einführung: «The Work ist Meditation. Es ist wie in sich selbst hineintauchen. Denke über die Frage nach, falle hinein in die Tiefe deiner selbst, höre zu und warte. Die Antwort wird deine Frage finden.»
Hat man die Antworten auf diese Weise gefunden, kann man zu den drei Umkehrungen des belastenden Gedankens übergehen. Auch hier möchte ich zum besseren Verständnis zuerst wieder etwas aus Byron Katies Eine Einführung zitieren:
«Finde Gegensätze zu der ursprünglichen Aussage, die du auf dein Arbeitsblatt geschrieben hast, um die Umkehrungen zu machen. Eine Aussage kann oft zu dir selbst, zum anderen und ins Gegenteil umgekehrt werden. […] Es gibt nicht für jede Aussage drei Umkehrungen und für manche gibt es mehr als drei.
Es kann sein, dass manche Umkehrungen keinen Sinn für dich ergeben. Versuche nicht, etwas mit den Umkehrungen zu erzwingen. Beziehe dich bei jeder Umkehrung auf die ursprüngliche Aussage. […] Die Umkehrungen sind ein sehr kraftvoller Teil von The Work. So lange du denkst, die Ursachen für dein Problem befänden sich ‹da draussen›, so lange denkst du, jemand oder etwas anderes sei für dein Leiden verantwortlich – so lange bleibt die Situation hoffnungslos. Das bedeutet, du wirst für immer in der Opferrolle verharren. Du leidest im Paradies. Bringe die Wahrheit nach Hause zu dir selbst und fange an, dich selbst zu befreien. Es ist nicht länger nötig darauf zu warten, dass sich Menschen oder Situationen verändern, damit du Frieden und Harmonie erleben kannst. The Work ist der direkte Weg, dein eigenes Glück zu orchestrieren.»
Ich muss zugeben, als ich diese Worte von Byron Katie zum ersten Mal las, dachte ich bei mir: Was meint sie wohl mit «leiden im Paradies?» Welches Paradies denn? In meiner Situation! Und freiwillig verharre ich bestimmt nicht in einer Opferrolle, aber es ist halt einfach wie es ist, ich bin ein Opfer geworden oder etwa nicht?!
Dass ich Opfer meiner eigenen Gedanken war (und es immer wieder bin) war mir zu diesem Zeitpunkt, wenige Wochen nach dem Tod meines Sohnes, natürlich nicht bewusst. Aber es ging mir so unglaublich schlecht und mein Leiden war so abgrundtief, dass ich wusste, zu verlieren hatte ich nichts. Ich konnte es ja ausprobieren: Wie das so wäre, mit dieser Hinterfragerei meiner Gedanken. Denn es kam ja wirklich nicht mehr darauf an, was ich mit ihnen tat. Sie bombardierten mich 24 Stunden am Tag – wachend, träumend, immer mich fertig machend, diese leidvollen, verzweifelt traurigen Gedanken.
Und wenn The Work tatsächlich die Methode sein sollte, die mich von all diesen Gedanken befreien könnte, dann wollte ich sie erlernen, in der Hoffnung, dass es mir so ergehen würde wie dieser Mutter im Beispiel von Moritz Boerners Buch. Denn dieses Beispiel beeindruckte mich nachhaltig und versöhnte mich mit den Worten Byron Katies bezüglich der Opferrolle. Und was könnte ich mir mehr wünschen, als «mein eigenes Glück zu orchestrieren»? Denn rückgängig machen konnte ich meine Situation nicht, aber vorwärts gehen, das wäre eine Möglichkeit – und Stillstand widersprach mir seit jeher.
Zurück also zur Theorie und den Umkehrungen. Auch da werde ich anhand eines eigenen Beispiels, meiner ersten Work, anschaulicher zeigen können, wie sie funktionieren.
Hier zuerst die Auflistung der drei Umkehrungen der ursprünglichen Aussage:
Die erste Umkehrung ist eine Umkehrung der ursprünglichen Aussage ins Gegenteil. Die zweite Umkehrung ist eine Umkehrung der ursprünglichen Aussage zum anderen. Und die dritte Umkehrung ist eine Umkehrung der ursprünglichen Aussage zu mir selbst.
Zu jeder dieser drei Umkehrungen sucht man dann konkrete Beispiele aus dem eigenen Erleben, wie diese Umkehrungen genauso wahr sein könnten wie die ursprüngliche Aussage. So verliert der belastende Gedanke immer mehr an Macht und lässt einen mit der Zeit ganz von alleine los, sobald man mit Hilfe der vier Fragen herausgefunden hat, dass er nicht der eigenen, inneren Wahrheit entspricht.
Und weil der Gedanke der eigentliche Auslöser für unsere unglücklichen Gefühle in dieser Situation ist, befreit uns die Überprüfung von all unseren traurig verzweifelten, leidvollen Gefühlen, die wir angesichts dieser Situation bislang gefühlt haben.
Was sich hier ein wenig kompliziert anhört, ist im Grunde genommen ganz einfach, sobald man einmal eine eigene Erfahrung mit The Work gemacht hat. Byron Katie betont immer wieder, dass The Work ein Erfahrungsweg sei und kein Erkenntnisweg. Und Moritz Boerner fasst die Wirkung der Methode im Buch Byron Katies The Work wie folgt zusammen:
«The Work kann und wird Ihr Leben radikal verändern – allerdings nur, wenn Sie sie machen. Und haben Sie schon einmal etwas so Einfaches kennengelernt? Vier Fragen – eine Umkehrung?
Tatsache ist, dass diese Einfachheit manchen abschrecken könnte (Wie kann das wirken, wenn es so einfach ist?), aber ich versichere Ihnen, Wunder sind nichts Ungewöhnliches, wenn man eine Weile The Work praktiziert und vor allem auch das Leben von Menschen verfolgt, die sie im Freundeskreis oder auf Seminaren anwenden.»
In Anhang II (meines Trosthandbuches) habe ich einige auf Deutsch erschienene Bücher von Byron Katie zusammengestellt und unter Weblinks ein paar Websites zum Thema «The Work» aufgeführt.